Nach schweren Rückschlägen zurückkommen

Aufgeben war gestern: Lassen Sie sich nicht unterkriegen

Manchmal trifft uns das Leben mit einer rechten Geraden direkt in die Magengrube: eine glückliche Beziehung zerbricht, der Kollege bekommt eine große Beförderung, der Fonds-Sparplan verliert rapide an Wert oder eine Verletzung beendet die aktive Mitgliedschaft im Sportverein. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie herbe Rückschläge bewältigen und dadurch vielleicht sogar stärker und klüger werden.

 

Erst einmal einen trinken? Stop!

 

Erstaunlich viele Männer verfallen in selbstzerstörerisches Verhalten, wenn sie auf die Nase fallen.

Als ob die Situation nicht schon schlimm genug wäre, reagieren sie ihre Wut mit Drogen oder Saufgelagen ab.

Sie lassen sich in eine Depression fallen.

Warum tun sie das? Vielleicht, weil sie einfach nicht wissen, was sie tun sollen.

Vielleicht spielen hier gesellschaftliche Konditionierungen eine Rolle: Du hast versagt und musst bestraft werden.

 

Mann Traurig Wein
Foto von Unsplash+

 

Manche Drogen helfen dabei, sich von unangenehmen Gefühlen zu distanzieren.

Das Problem ist natürlich, dass dieses Verhalten die Situation nicht gerade verbessert. 

Ein weiterer Grund dafür, dass wir nach einem Rückschlag dazu neigen, in eine selbstzerstörerische Spirale einzutreten, liegt in der Neigung des Menschen, sich stärker mit dem Negativen als mit dem Positiven zu beschäftigen. 

Vor allem haben wir keine guten Strategien gelernt, um mit Rückschlägen umzugehen. Allgemeine Ratschläge wie Dankbarkeit für das, was man noch hat sind in manchen Situationen geradezu eine Frechheit.

 

Strategien aus dem Fundus der Stoiker

 

Glücklicherweise gibt es einen ganzen Fundus von Rezepten, mit den Widrigkeiten des Lebens umzugehen, die aus einer Zeit stammen, als das Leben um einiges härter war als heutzutage.

Bei den alten Römern wurden Verräter und Versager nicht etwa in Talkshows eingeladen, sondern im Zirkus den Löwen zum Fraß vorgeworfen.

Die Weisheiten der Stoiker werden seit einigen Jahren wiederentdeckt, um uns besser durch Zeiten der Krisen und der Wirtschaftsflaute zu lenken.

Ryan Holiday ist der einflussreichste einer Reihe amerikanischer Autoren, die sie für die Menschen unserer Zeit zugänglich machen.

Die folgenden Ratschläge stammen aus seinem Buch Dein Hindernis ist Dein Weg: Mit der Weisheit der alten Stoiker Schwierigkeiten in Chancen verwandeln.

 

Büste Marcus Aurelius
Foto erstellt von Midjourney

 

Erstens: Denke daran, dass du sterben wirst!

Mark Aurel gab sich selbst den Rat, sein Leben als schon abgeschlossen zu betrachten und dann noch einmal zurück in die Gegenwart zu gehen, um das Beste aus dem Rest zu machen. 

Diese Wahrheit ist eine bittere, aber wirksame Medizin.

Wenn römische Generäle nach einem Sieg einen Triumphzug veranstalteten, ging neben ihnen ein Sklave, der ihnen immer wieder Memento mori zurief.

Diese Sichtweise hat auch eine Kehrseite: Die meisten Menschen hätten mehr als genug Zeit, wenn sie nur wüssten, wie man sie nutzt.

Die Stoiker waren der Meinung, dass es ein wesentlicher Weg zum Glück ist, sich mit der Sterblichkeit auseinanderzusetzen, anstatt sich von ihr definieren zu lassen. 

 

Statuette Römischer General
Foto erstellt von Midjourney

 

Zweitens: Liebe dein Schicksal!

In der jüngeren Vergangenheit griff der Philosoph Friedrich Nietzsche das Prinzip des Amor Fati wieder auf: Wir sollen das Notwendige nicht erleiden, sondern uns daran erfreuen.

Schließlich haben wir nur sehr wenig Kontrolle über die Ereignisse.

Wenn uns eine Wahl bleibt, sollten wir das Erlebte genießen. 1 Amor fati – Friedrich Nietzsche und die Liebe zum Schicksal denkbrocken.com

Karl Valentin formulierte es so: Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch

Ähnlich wie der Buddhismus lehrt uns der Stoizismus, dass wir äußere Umstände zwar nicht kontrollieren können, es aber ganz bei uns liegt, wie wir darauf reagieren.

Was bleibt uns anderes übrig, als das Beste aus schlimmen Situationen zu machen?

Es gibt eine berühmte Geschichte über den Erfinder Thomas Edison, dessen Fabrik im Jahr 1914 in Flammen aufging.

Er rief seinem Sohn zu: „Geh und hol deine Mutter und ihre Freunde. So ein Feuer werden sie nie wieder sehen.“ 2 Thomas Edison’s Reaction To His Factory Burning Down Shows Why He Was So Successful businessinsider.com

 

Edison Fabrik Brand
Foto erstellt von Midjourney

 

Drittens: Das Beste hoffen und sich auf das Schlimmste vorbereiten

Oder, auf lateinisch: Premeditatio Malorum. Seneca sagte, dass schlimme Überraschungen uns doppelt weh tun, weil wir nicht auf sie vorbereitet sind. 

Dementsprechend sollten wir immer damit rechnen, dass etwas Übles geschieht.

Gemäß Murphys Gesetz wird alles was schief gehen kann irgendwann schiefgehen. 3 „Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen“ deutschlandfunkkultur.de

Es ist nur eine Frage der Zeit.

Die Übung, solche Unglücke immer wieder zu visualisieren, ist ein gutes mentales Werkzeug.

Wenn dann tatsächlich einmal ein Baum auf unser Haus stürzt, sind wir innerlich schon mit dieser Art von Situation vertraut. 

Die Beschäftigung mit dem Schlimmsten trainiert unsere Resilienz und wir werden nicht mehr so leicht aus der Bahn geworfen.

Premeditatio Malorum hilft uns, die Nerven zu behalten.

 

Mann Spartan Run
Foto von Marc Rafanell López auf Unsplash

 

Vielleicht haben wir uns sogar vorher schon überlegt, was wir in einer schlimmen Situation tun können. 

In neuerer Zeit hat auch die kognitive Verhaltenstherapie diesen Ansatz wieder aufgegriffen.

Therapeuten dieser Richtung trainieren ihre Klienten, indem sie sie an angstbesetzte oder ärgerliche Situationen gewöhnen.

Dadurch lernen sie, auch in solchen Situationen die Kontrolle zu behalten und sie dadurch effektiver zu bewältigen. 

Die stoische Herangehensweise bringt uns dazu, Ereignisse aus allen Blickwinkeln zu betrachten und das Gute und das Schlechte zu sehen. Unsere Situation wird dadurch zu etwas Neutralem. 

 

Viertens: Das Hindernis ist der Weg

Der lateinische Spruch Impedimentum Ducit Viam lehrt uns, Widrigkeiten willkommen zu heißen und Hindernisse als Wegweiser zu sehen.

Die Stoiker waren im Grunde Optimisten.

Sie wussten, dass alles Schlechte auch etwas Gutes an sich hat. 

Hindernisse sind Gelegenheiten, Tugenden wie Gerechtigkeit, Glauben, Tapferkeit, Klugheit und Mäßigkeit zu praktizieren.

Alle Dramen in unserem Leben sind Gelegenheiten, unser Leben zu verbessern. 

Wir sind nur Menschen und werden ständig von irrationalen Emotionen gegängelt, wenn wir gute Entscheidungen treffen wollen.

 

Mann Sprung Jubel
Foto von Vlad Chețan auf Pexels

 

Jedoch sind wir auch fähig, diese Emotionen im Zaum zu halten.

Das heißt nicht, dass man negative Gedanken und Gefühle verdrängen soll.

Unsere Emotionen sind ein wesentlicher Teil unseres Wesens. Ein Mangel an Gefühlen führt zu Apathie. 

Das Ideal der Stoiker war Gleichmut, der Panik verhindert.

Es ist ein Gemütszustand, der uns davon abhält, uns von Leidenschaften mitreißen zu lassen.

Wir werfen sozusagen einen Anker, damit uns der Sturm nicht mitreißt. Durchzudrehen ist nur selten konstruktiv.

 

Fünftens: Das Ego ist der Feind

Wir haben alle einen eitlen und aufbrausenden Teil in uns, der alles persönlich nimmt und immer recht behalten will.

Das Ego ist manchmal ein Antreiber zum Erfolg.

Dabei ist es recht unzuverlässig. Manchmal flüstert es Ihnen zu, dass Sie besser als andere sind.

An schlechten Tagen erklärt es Ihnen ebenso überzeugend, dass Sie eine völlige Null sind. 

Ein großes Ego ist eine Kraft, die den Charakter und die Seele langfristig ruiniert.

Es möchte glauben, dass wir schon alles wüssten. Es hält uns vom Lernen ab. 

 

Mann Foto Porträt
Foto von Kyle Glenn auf Unsplash

 

Trauerarbeit

 

Ausgerüstet mit solchen philosophischen Weisheiten sollten wir uns auch den Raum geben, zu trauern, um den Verlust schneller zu überwinden.

Manche Leute haben es sehr eilig, sich wieder besser zu fühlen oder sofort produktiv zu werden.

Vor allem Väter mit kleinen Kindern oder Männer mit anderen Verpflichtungen fürchten nach einer Trennung oder einem Todesfall, dass sie durch das Trauern wertvolle Zeit verlieren. 

Aber man kann dieses Stadium nicht überspringen!

Wie kann man trauern?

Es ist nicht immer einfach, den Unterschied zwischen kathartischer Trauer und nutzlosem Schwelgen im Negativen zu erkennen.

Wie lange Sie brauchen, um einen Rückschlag zu verarbeiten, hängt davon ab, wie groß der Verlust für Sie war. 

Wenn Sie das Gefühl haben, schon zu lange an etwas Vergangenem festzuhalten, ist es möglicherweise an der Zeit, einer Selbsthilfegruppe beizutreten oder zu einem Therapeuten zu gehen.

 

Mann Soldat Trauert
Foto von Lance Reis auf Unsplash

 

Das Geschehene beschreiben

 

Bevor Sie einen innerlich bewältigten Verlust abhaken und mit Ihrem Leben weitermachen, sollten Sie sich genau ansehen, was die Ursache war.

Vielleicht wiederholen sich bestimmte Muster in Ihrem Leben und Sie sollten einige Verhaltensweisen ändern, damit solche Katastrophen sich nicht wiederholen. 

Bei innerlich belastenden Rückschlägen hilft es, so objektiv wie möglich zu formulieren, was passiert ist: Ich habe meinen Job verloren. Meine Frau hat sich von mir getrennt. 

Solche Ereignisse tun weh, aber sie bestimmen nicht, wer wir als Menschen sind. 

Ein Support-Netzwerk kann bei der Verarbeitung des Geschehenen helfen, wenn es in der Lage ist, sozusagen als Resonanzboden zu fungieren. Manchmal tut es gut, einfach über alles reden zu können.

 

Mann Frau Therapie
Foto von Unsplash+

 

Wieder neu durchstarten!

 

Wenn Sie Trost gefunden haben und bereit sind, mit Ihrem Leben weiterzumachen, sollten Sie einen Plan aufstellen, um Ihre Situation zu verbessern und diesen Schritt für Schritt umsetzen. 

Falls Sie selbstständig waren und nach einem Konkurs Schulden haben, können Sie gemeinsam mit einem Schuldnerberater planen, wie Sie diese Schulden abtragen.

Wenn Sie eine Scheidung hinter sich haben, können Sie zaghafte erste Schritte machen, um wieder jemanden kennenzulernen. 

Die Welt ist voller Geschichten von Menschen, die sich nicht entmutigen ließen und einen Rückschlag zum Ausgangspunkt für ein besseres Leben machten. 

 

Mann Soldat Überlebt
Foto von National Library of Scotland auf Unsplash

 

Beispiele für Comebacks nach schweren Rückschlägen

 

Am 1. August 1976 verunglückte der Rennfahrer Niki Lauda am Nürburgring schwer. Mit schwersten Verbrennungen und Verletzungen der Lunge kam er ins Krankenhaus und fiel ins Koma.

Dank eines eisernen Willens bei der Rehabilitation saß er nur 42 Tage später beim Großen Preis von Italien schon wieder im Cockpit seines Ferraris. 4 Als Niki Lauda der Flammenhölle entkam sport.de

Der Sportstudent Boris Grundl sprang als 25-jähriger von einer Klippe und brach sich dabei das Genick. Der zu 90 Prozent Querschnittgelähmte schloss trotzdem sein Sportstudium ab.

Nach seinem Unfall war seine Devise, mit dem zu arbeiten, was er noch hatte. Heute ist Boris Grundl einer der gefragtesten Unternehmensberater Deutschlands. 5 Steh auf – trotz Schicksalsschlag! allianz.de

Die unveröffentlichte Autorin Joanne K. Rowling verließ ihren gewalttätigen Ehemann mit ihrer neun Monate alten Tochter.

Nach der gescheiterten Auswanderung nach Portugal fand sie Unterschlupf bei ihrer Schwester und lebte von Sozialhilfe. Sie fürchtete, dass kein Verlag sich für teilweise düstere phantastische Literatur von einer Frau interessieren würde.

Trotzdem arbeitete sie unermüdlich am ersten Buch der Harry-Potter-Reihe. 6 Die Frau hinter den Heiligtümern des Todes stern.de

Der PC-Pionier Steve Jobs wurde 1985 nach Unstimmigkeiten mit dem Board of Directors von Apple entlassen (einem Unternehmen, das er selbst aufgebaut hatte).

Er erlebte eine tiefe Krise, aber er machte weiter und gründete NeXT. Parallel zu dieser Gründung nahm er einen Kredit auf, um das Trickfilmstudio Pixar von Lucasfilm zu übernehmen.

Diese neuen Unternehmungen waren riskant, aber sie bildeten die Grundlage für die Rückkehr zu Apple im Jahr 1996 – worauf die wohl größte Erfolgsgeschichte in der Computerbranche folgte. 7 Why was Steve Jobs fired by Apple’s board of directors in 1985? directors-institute.com

 

Auch Sie können wieder auf die Beine kommen, wenn das Leben Ihnen einen schweren Schlag verpasst hat!

Wichtig ist nur, dass Sie weitermachen und die ersten kleinen Schritte gehen, um die Talsohle zu überwinden.

In ein paar Jahren werden Sie sicher feststellen, dass der Rückschlag Sie stärker und ein wenig weiser gemacht hat.

 

 

Quellen

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