Meistern Sie den Alltag mit bewährten Kriegstaktiken
Sie wollen sich nie mehr für dumm verkaufen lassen? Wir haben die Strategien dazu!
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Haben Sie je davon geträumt, genauso listig und manipulativ zu sein wie ein Schurke aus einem Polit-Thriller? Das hätte einerseits den Vorteil, dass Sie öfter bekommen, was Sie wollen, und es würde Sie andererseits weniger anfällig für Manipulationen machen – sei es durch Politiker, Ihren Chef oder Ihre Partnerin.
Die klassische Literatur vieler Kulturen kennt sozusagen Rezeptbücher, die es auch dem Normalbürger ermöglichen, listiger zu agieren und sich nicht ständig übers Ohr hauen zu lassen.
Große Namen aus diesem Genre sind Niccolò Machiavelli1Niccolò Machiavelli wikipedia.org und Carl von Clausewitz,2Carl von Clausewitz wikipedia.org beide Meister der Planung.
Am höchsten entwickelt ist die systematische Anwendung von Kriegslisten bei den Chinesen.
In diesem Artikel erfahren Sie, warum es sich auch für Sie lohnen könnte, diese Art des Denkens zu studieren.
Die klassischen 36 Strategeme der Chinesen
Die 36 Strategeme sind eine Sammlung taktischer Manöver aus der chinesischen Kriegsführung und Politik, die sich im Verlauf von mindestens drei Jahrtausenden entwickelt haben.
Der Duden erklärt den Begriff Strategem mit a) einer Kriegslist oder b) mit einem Kunstgriff, Trick, oder geschickt erdachter Maßnahme.
Sie sind vielseitig und können auf die verschiedensten Lebenssituationen angewendet werden, wie im Buch 36 Strategeme: Lebens- und Überlebenslisten aus drei Jahrtausenden des Autors Harro von Senger beschrieben.
Lassen Sie uns einen Blick auf die ersten vier aus diesem Kanon von 36 werfen:
1. Den Kaiser täuschen und das Meer überqueren
Dieses Strategem zielt darauf ab, jemanden (zum Beispiel einen Vorgesetzten) dazu zu bringen, etwas zu tun, weil es angeblich einem bestimmten Zweck dient.
In der klassischen chinesischen Literatur lud jemand einen Kaiser in ein Haus am Meer ein, das in Wirklichkeit ein Schiff war und sich in Bewegung setzte, als der Kaiser es betrat.
Heutzutage hören wir in der Politik immer wieder von Dingen, die angeblich sein müssen.
Aber manche davon dienen möglicherweise anderen als den behaupteten Zielen.
2. Wei belagern, um Zhao zu retten
Hier geht es darum, einen Gegner von einem Angriff abzubringen, indem man einen Punkt angreift, an dem er selbst verwundbar ist.
Etwas weiter gefasst kann man darunter auch verstehen, einen Konflikt auf eine andere Ebene zu bringen.
In der historischen Situation griff das Reich Qi die ungeschützte Hauptstadt von Wei an, um Wei von seinem Angriff auf Zhao abzulenken.
3. Mit dem Messer eines anderen töten
Dabei handelt es sich um die Taktik, andere Personen oder Verbündete dazu zu bringen, eine Aufgabe oder einen Konflikt in Ihrem Interesse zu lösen, während Sie selbst im Hintergrund bleiben.
Dieses Strategem beinhaltet den Einsatz von Stellvertretern oder Gleichgesinnten, um Ihre Ziele zu erreichen.
4. Den erschöpften Feind ausgeruht erwarten
Hier geht es um die Kunst des Scheinrückzugs und der Täuschung.
Der Gegner wird getäuscht, indem man vorgibt, geschwächt oder auf dem Rückzug zu sein, um ihn dazu zu verleiten, unvorsichtig zu werden oder sich zu verausgaben.
In der historischen Situation nutzte der Feldherr Sun Bin einen Scheinrückzug, um seine Verfolger zu erschöpfen und dann im Hinterhalt zuzuschlagen.
Prinzipien, die sich aus den Strategemen ergeben
Für einen ersten Überblick über alle 36 Strategeme eignet sich die Lektüre des Wikipedia-Artikels 36 Strategeme.3 36 Strategeme de.wikipedia.org
Dabei werden Sie erkennen, wie vielseitig und interessant diese Kriegslisten sind.
Sie enthalten eine Reihe von Prinzipien, die sich in verschiedenen Variationen wiederholen:
- Taktisches Denken
- Anpassungsfähigkeit
- Die Macht der Täuschung
Der Einfluss des Autors Harro von Senger
Wenn Sie sich etwas in das Thema einlesen und es genießen wollen, wie man einen spannenden Roman genießt, empfehle ich Ihnen die Bücher des Schweizer Juristen und Sinologen Harro von Senger.4Website von Harro von Senger 36strategeme.ch
Er macht sich seit Jahrzehnten darum bemüht, dieses Denken auch im deutschsprachigen Raum einzuführen.
Das hilft in unserer Zeit vor allem dabei, die Denkweise von Politikern und Managern in der aufstrebenden Supermacht China zu verstehen.
Diese Bücher enthalten aber auch eine Fülle von Anwendungen für unseren Alltag.
Robert Greenes 48 Gesetze der Macht
Im Jahr 1998 erschien das Buch Die Power: Die 48 Gesetze der Macht von Robert Greene.
Es ist sozusagen eine erweiterte Neuauflage der chinesischen Strategeme, in die auch Listen klassischer europäischer Autoren eingearbeitet sind.
Das Buch wurde fast auf Anhieb ein Mega-Bestseller.
Kritiker allerdings werfen Greene vor, dieses Denken sei amoralisch.
Greenes 15. Gesetz lautet etwa „Zerstöre deinen Feind vollständig“ – was sich nicht gerade mit dem Ideal christlicher Barmherzigkeit verträgt.
Aber diese Welt ist nun einmal, wie sie ist, und eine effektivere Herangehensweise an Konflikte erspart uns manchmal eine Menge Leiden.
Hier kommt eine kurze Vorstellung der ersten Fünf von Greenes Gesetzen:
1. Überrage niemals deinen Meister
Dieses Gesetz besagt, dass man sich nicht selbstbewusster oder erfolgreicher darstellen sollte als die Person, von der man lernt oder von der man abhängig ist.
Es gilt als klug, die Macht und den Status des Meisters zu respektieren und nicht in den Schatten zu stellen.
2. Setze niemals zu viel Vertrauen in Freunde; lerne, Feinde zu nutzen
Hier geht es darum, dass man vorsichtig sein sollte, wem man vertraut.
Freunde können unzuverlässig sein, während Feinde möglicherweise nützliche Informationen oder Gelegenheiten bieten können.
Es empfiehlt sich, strategisch mit beiden Gruppen umzugehen.
3. Verbirg deine Absichten
Dieses Gesetz betont, dass man seine wahren Absichten und Ziele nicht offenlegen sollte.
Durch das Bewahren von Geheimnissen und das Offenbaren von Informationen nach Bedarf kann man seine Position stärken und die Macht über andere behalten.
4. Sage weniger als nötig
Die Idee dabei ist, dass man in Gesprächen und Verhandlungen nicht zu viel preisgeben sollte.
Weniger als nötig zu sagen gibt einem den Vorteil, mehr Kontrolle über die Situation zu behalten und weniger Angriffsfläche zu bieten.
5. Vieles hängt von deinem Ruf ab – bewahre ihn wie dein Leben
Ein guter Ruf kann Macht und Einfluss sichern, während ein schlechter Ruf zerstörerisch wirkt.
Man sollte den eigenen Ruf deshalb schützen und pflegen.
Praktische Beispiele für den Alltag
Um die Theorie in die Praxis umzusetzen, schauen wir uns einige praktische Beispiele an, wie Sie die Prinzipien der 48 Gesetze der Macht und der 36 Strategeme in verschiedenen Situationen anwenden können:
Schwierige Verhandlungen
Stellen Sie sich vor, Sie sind Einkäufer für ein großes Versandhaus und besuchen einen Lieferanten.
Hier gilt zunächst Verbirg deine Absichten: Sie sollten nicht alle ihre Karten sofort auf den Tisch legen und den Verhandlungspartner wissen lassen, wie viel sie zu zahlen bereit sind.
Dadurch können sie vielleicht bessere Bedingungen aushandeln.
In Verhandlungen gilt auch Sage immer weniger als nötig, um nicht zu viele Informationen preiszugeben.
Man sollte sich stattdessen kurz und prägnant halten.
Konflikte in der Beziehung
Angenommen, Ihre Partnerin hat einen Grund gefunden, schwer beleidigt zu sein.
Das Strategem Mit dem Messer eines anderen töten kann auch für den Einsatz von Verbündeten stehen.
Gemeinsame Freunde können als Vermittler dienen, um Spannungen zu entschärfen.
Auch die Ablenkungstaktik Wei belagern, um Zhao zu retten, kann nützlich sein, um die Aufmerksamkeit der Freundin auf etwas anderes zu lenken, beispielsweise den runden Geburtstag ihrer Mutter oder eine notwendige Reparatur an ihrem Auto.
Die Entwicklung der eigenen Karriere
Sie könnten das Strategem Den Kaiser täuschen und das Meer überqueren anwenden und den Eindruck erwecken, eine teure Fortbildung sei für die Entwicklung Ihrer Abteilung unbedingt nötig, obwohl Sie in Wirklichkeit an Ihren eigenen Zielen arbeiten und in Betracht ziehen, danach zu einem Konkurrenten zu wechseln.
Das Strategem Ausgeruht den erschöpften Feind erwarten gilt vor erhofften Beförderungen, aber auch vor einer Kandidatur in der Politik: Sie sollten alle Ihre Fähigkeiten und Pläne nicht zu früh enthüllen und Konkurrenten in dem Glauben lassen, Sie seien weniger ehrgeizig und weniger gut vorbereitet, als Sie es tatsächlich sind.
Dann können Sie überraschend punkten, wenn die Gelegenheit am besten ist.
Fazit: Werden Sie ein schlauer Stratege!
Ich hoffe, dieser kurze Einblick in die Welt der Kriegslisten war interessant für Sie!
Vielleicht haben Sie Lust bekommen, sich die Bücher von Robert Greene und Harro von Senger genauer anzuschauen.
Sie sind angenehm zu lesen, machen uns weniger anfällig für Manipulationen aller Art und versetzen uns manchmal in die Lage, unseren Mitmenschen einen „kleinen Schubs“ in die richtige Richtung zu geben.
Quellen
- 1Niccolò Machiavelli wikipedia.org
- 2Carl von Clausewitz wikipedia.org
- 336 Strategeme de.wikipedia.org
- 4Website von Harro von Senger 36strategeme.ch
