Wie Ihr Gehirn Sie manipuliert: 9 Irrtümer, Vorurteile und Phänomene

Werden Sie zum Herrn Ihrer Gedanken: Lernen Sie, kognitive Denkfallen zu erkennen und zu überwinden

Soso … Sie glauben also, Sie hätten die volle Kontrolle über Ihre Entscheidungen und Gedanken? Sie täuschen sich, Muchacho! Denn wie oft werden Sie tatsächlich von unbewussten Einflüssen gesteuert? Es existiert etwas, das tief in Ihrem Kopf abläuft und Sie möglicherweise nicht einmal bemerken. In diesem Artikel werden Ihnen 21 kognitive Denkfallen, Irrtümer, Vorurteile und andere Phänomene vorgestellt, die tief in Ihrem Gehirn verankert sind.

 

Diese eigenartigen Elemente sind in jedem menschlichen Gehirn fest verdrahtet und bleiben Ihnen womöglich ein Leben lang oder bis ins Erwachsenenalter verborgen. Es ist nicht möglich, sie einfach auszuschalten oder aus Ihrem Gehirn zu löschen.

Jedoch gehört zu den wenigen Menschen, die diese Denkfehler und mentalen Abkürzungen erkennen, wenn sie in ihrem Denken auftauchen, und die wissen, wie sie sich auf ihre Entscheidungsfindung auswirken können, einer der ersten Schritte, um ein nachdenklicherer und rationalerer Denker zu werden.

Dieser Artikel ist vom Buch Die Kunst des klaren Denkens, geschrieben von Rolf Dobelli, inspiriert.

 

Denkfalle 1: Kognitive Dissonanz – Wenn die Trauben zu sauer sind

 

Ein Fuchs wollte saftige Trauben vom Weinstock essen, aber sie waren zu hoch für ihn. Frustriert gab er auf und rationalisierte: „Die Trauben sind sowieso sauer.“ Das ist kognitive Dissonanz.

Im Alltag erleben wir sie, wenn wir uns einreden, dass die Stelle, die wir nicht bekommen haben, nichts Besonderes oder der Interviewer unfair war. Kognitive Dissonanz führt zu Unbehagen, Stress und kann sogar zu Depressionen führen. Erkennen Sie die Diskrepanz und treffen Sie eine Entscheidung, um Ihre Gedanken zu verbessern.

 

Fuchs Strasse Nah

 

Denkfalle 2: Der Rampenlicht-Effekt – Überschätzen Sie nicht die Aufmerksamkeit anderer

 

Sie kommen etwas zu spät ins Büro und denken, alle beobachten Sie. Beim ersten Besuch im Fitnessstudio fühlen Sie sich ständig beobachtet. Ein kleiner Soßenfleck auf Ihrem Hemd lässt Sie vor Scham erröten, weil Sie denken, dass es alle auf der Party bemerken!

Doch der Rampenlicht-Effekt täuscht uns oft. Menschen sind nicht so sehr an uns und unseren Handlungen interessiert, wie wir glauben. Reduzieren Sie also Ihre Angst, indem Sie aufhören, die Aufmerksamkeit anderer zu überschätzen.

 

Denkfalle 3: Der Ankereffekt – Lassen Sie sich nicht von Ankerpunkten täuschen

 

Ankerpunkte beeinflussen unsere Entscheidungen, zum Beispiel bei der Schätzung der Bevölkerungszahl Russlands. Wir nehmen einen Ausgangspunkt und schätzen von dort aus andere Werte ab. Doch oft verwenden wir Ankerpunkte, auch wenn sie nicht relevant sind?

Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um innezuhalten und sich folgende Fragen zu stellen: Ist die Höhe der Zugspitze größer oder kleiner als 3000 Meter? Wie hoch schätzen Sie die Anzahl von E-Autos in Deutschland?

Unterschiedliche Gruppen würden zu unterschiedlichen Antworten kommen, und das liegt am Verankerungseffekt.

Der Verankerungseffekt betrifft nicht nur Zahlen, sondern kann auch bei alltäglichen Situationen auftreten. Wie ein rechtspsychologischer Beitrag auf der Seite spektrum.de zeigt, unterliegen selbst Richter diesem Denkfehler. 1 Urteil mit Schlagseite spektrum.de

Im Verkauf und bei Verhandlungen werden häufig Anker verwendet, um uns zu beeinflussen. Seien Sie sich der Anfälligkeit für den Ankereffekt bewusst und setzen Sie proaktiv Ihre eigenen mentalen Anker, bevor Sie sich in solche Situationen begeben. Geben Sie beispielsweise klar vor, dass Sie sich nicht von vorgegebenen Preisen oder Zahlen beeinflussen lassen wollen

Indem Sie dieses Bewusstsein entwickeln, können Sie sich gegen den Ankereffekt schützen und Ihre Entscheidungen auf eine objektivere Basis stellen.

 

Anker Strand Nah

 

Denkfalle 4: Der Halo-Effekt

 

Florian ist intelligent – fleißig – impulsiv – kritisch – stur – neidisch Michael ist neidisch – stur – kritisch – impulsiv – fleißig – intelligent. Was denken Sie über Florian und Michael?

Wahrscheinlich sehen Sie Florian in ienem positiveren Licht als Michael, obwohl sie die gleichen Eigenschaften haben. Beim Halo-Effekt beeinflusst die Reihenfolge, wie wir jemanden wahrnehmen, unsere Meinung. Positive erste Eindrücke überstrahlen oft negative Aspekte.

In Beziehungen, im Beruf oder bei der Beurteilung von Menschen spielt der Halo-Effekt eine Rolle. Er beeinflusst unsere Wahrnehmung von Attraktivität, Intelligenz und anderen Eigenschaften. Um dem entgegenzuwirken, sollten Sie bewusst über den ersten Eindruck hinausschauen, Fehler erkennen und unabhängige Meinungen einholen.

Seien Sie skeptisch gegenüber voreiligen Schlüssen und lassen Sie sich nicht von oberflächlichen Merkmalen täuschen.

 

Denkfalle 5: Spielertäuschung – Der Trugschluss der Ausgleichskraft

 

Stellen Sie sich vor, eine Münze wird dreimal hintereinander auf Kopf geworfen. Würden Sie beim nächsten Wurf auf Kopf oder Zahl setzen? Die meisten Menschen wählen Zahl, obwohl Kopf genauso wahrscheinlich ist. Warum passiert das?

Wir neigen dazu, an eine Art ausgleichende Kraft zu glauben, die Strähnen verhindert. Aber in Wirklichkeit sind beide Reihenfolgen gleich wahrscheinlich. Wir unterschätzen eben oft die Wahrscheinlichkeit von zufälligen Strähnen.

Dieser Trugschluss des Glücksspiels lässt uns glauben, dass sich etwas ändern muss. Doch Münzen haben kein Gedächtnis und Kugeln erinnern sich nicht daran, wo sie zuvor gelandet sind. Casinos nutzen diesen Denkfehler, um Spielern die Illusion zu vermitteln, dass sie das nächste Ergebnis vorhersagen können. Er tritt überall dort auf, wo auf aufeinanderfolgende Entscheidungen geachtet wird.

 

Münze Wurf Hand

 

Denkfalle 6: Der Kontrasteffekt – Wie Vergleiche unsere Wahrnehmung beeinflussen

 

Stellen Sie sich vor, Sie sehen Autoledersitze für 3000 Euro und finden sie etwas teuer. Aber wenn Sie ein 80.000-Euro-Auto kaufen, scheinen Ihnen die 3000 Euro für einen Ledersitz fast nichts zu sein.

Bei einer Studie, publiziert im Fachmagazin Motivation and Emotion, wurden die Gefühle der Teilnehmer zu Szenen aus zwei unterschiedlichen Arten von Filmmaterial (Komödie und Horror) bewertet.

Dabei wurde entweder zuerst Komödie und dann Horror oder umgekehrt gezeigt. Wenn die Teilnehmer zuerst die Horror-Szenen gesehen haben und danach die Komödie-Szenen, fanden sie die Komödie lustiger und empfanden mehr Freude und Entspannung. Auf ähnliche Weise wurden die Horror-Szenen als beängstigender und unangenehmer empfunden, wenn die Teilnehmer zuvor die Komödie-Szenen gesehen hatten. 2 A contrast effect in judgments of own emotional state springer.com

Es ist einfach, etwas attraktiv, groß oder teuer zu finden, wenn es neben etwas Hässlichem, Kleinem oder Billigem steht. Absolute Urteile können schwierig sein. Achten Sie beim nächsten Einkauf mal darauf, ob Ihre Kaufentscheidungen vielleicht vom Kontrasteffekt beeinflusst werden.

 

Denkfalle 7: Der Bestätigungsfehler – Wie unsere Überzeugungen uns täuschen

 

Haben Sie schon mal bemerkt, wie Sie Ihre bestehenden Überzeugungen immer weiter stärken? Das liegt am Bestätigungsfehler. Wir suchen nach Beweisen, die unsere Überzeugungen unterstützen, und ignorieren Informationen, die dem widersprechen. Unser Gehirn bevorzugt es, an bestehenden Überzeugungen festzuhalten, anstatt neue zu akzeptieren.

Das Problem ist, dass diese Vorgehensweise nicht der wissenschaftlichen Methode entspricht, bei der wir Hypothesen überprüfen sollten. Stattdessen suchen wir nach Informationen, die unsere Überzeugungen bestätigen und vermeiden es, widerlegende Beweise zu beachten.

Mit den heutigen personalisierten Inhalten und Filterblasen verstärken Plattformen wie Facebook, Google und andere soziale Medien den Bestätigungsfehler. Wir finden uns in Gemeinschaften von Gleichgesinnten wieder und verstärken so unsere Überzeugungen noch mehr. Dadurch verengt sich unsere Perspektive, bis wir nur noch unsere eigene enge Realität sehen. 3 Confirmation Bias: So gefährlich ist der Denkfehler karrierebibel.de

Um dem Bestätigungsfehler entgegenzuwirken, sollten Sie versuchen, „grau zu denken“ und Informationen aus verschiedenen Quellen zu suchen. Seien Sie unabhängig und lassen Sie sich nicht von anderen vorschreiben, was Sie denken sollen. Die objektive Wahrheit liegt oft irgendwo dazwischen.

 

Andreas Baader Fahndung

 

Denkfalle 8: Das Baader-Meinhof-Phänomen – Warum Sie plötzlich überall dasselbe sehen

 

Wenn Sie etwas zum ersten Mal bemerken, dann scheint es Ihnen ab diesem Zeitpunkt öfter zu begegnen. Das ist mir selbst schon passiert, als wir uns vor Jahren unser Auto gekauft hatten. Plötzlich waren die Straßen (subjektiv) voll mit Autos der gleichen Marke.

Das liegt am Baader-Meinhof-Phänomen, das durch unsere gesteigerte Aufmerksamkeit entsteht und den Eindruck erweckt, dass etwas überdurchschnittlich häufig vorkommt. Das passiert auch, wenn Sie ein neues Wort lernen oder sich für neue Schuhe interessieren.

Ihr Gehirn sucht nach Mustern und Bedeutung, deshalb nehmen Sie nur die Dinge wahr, nach denen Sie aktiv Ausschau halten. Tatsächlich haben Sie das Wort oder das Auto wahrscheinlich schon zuvor gesehen, aber Ihr Verstand hat es nicht registriert.

 

Denkfalle 9: Der Zeigarnik-Effekt

 

Kennen Sie das Gefühl, sich immer an unerledigte Aufgaben zu erinnern? Das ist der Zeigarnik-Effekt. Früher glaubten wir, die einzige Lösung wäre, diese Aufgaben zu erledigen. Aber wissen Sie was? Es geht auch einfacher. Ein Artikel auf der Seite Human Resources Manager zeigt, dass es schon hilft, einen Plan zu haben. 4 Der Zeigarnik-Effekt: wie man ihn sinnvoll nutzt humanresourcesmanager.de

Falls Sie also schlecht schlafen, weil Sie an unvollendete Aufgaben denken, haben wir einen Tipp für Sie: Schreiben Sie einen Plan auf, wie Sie diese Aufgaben erledigen können. Das hilft Ihrem Kopf, sich zu beruhigen und Sie können wieder besser schlafen. Guter Schlaf kann so einfach sein!

 

Kopf Gehirn Kontrolle

 

Fazit: Wir haben nicht die volle Kontrolle über unser Denken

 

In diesem Artikel haben wir viel über unser eigenes Gehirn gelernt. Es gibt Dinge in unserem Kopf, die unsere Entscheidungen beeinflussen, ohne dass wir es merken. Wir haben über neun solcher Dinge gesprochen:

 

1. Die kognitive Dissonanz hilft uns, uns besser zu fühlen, wenn die Dinge nicht so laufen, wie wir wollen.
2. Der Rampenlicht-Effekt macht uns glauben, dass alle auf uns schauen, auch wenn das nicht wahr ist.
3. Der Ankereffekt beeinflusst, wie wir über Zahlen oder Preise denken.
4. Der Halo-Effekt lässt uns Menschen anders beurteilen, je nachdem, was wir zuerst über sie erfahren.
5. Der Trugschluss der Ausgleichskraft lässt uns glauben, dass zufällige Dinge nicht wirklich zufällig sind.
6. Der Kontrasteffekt beeinflusst, wie wir Dinge vergleichen.
7. Der Bestätigungsfehler macht uns blind für Informationen, die unseren Meinungen widersprechen.
8. Das Baader-Meinhof-Phänomen lässt uns glauben, dass wir etwas überall sehen, sobald wir es einmal bemerkt haben.
9. Der Zeigarnik-Effekt erinnert uns immer an Dinge, die wir noch nicht fertig gemacht haben.

 

Es ist gut, sich bewusst zu sein, dass diese Dinge passieren. So können wir besser verstehen, warum wir manchmal so denken, wie wir denken, und versuchen, fairere und klarere Entscheidungen zu treffen.

 

 

Quellen

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