Warum Männlichkeit ab 40 mehr ist als Status und Muskeln

Identität in der Lebensmitte ist mehr als Krise

Ich habe vor einiger Zeit wieder mal den Fehler gemacht, mich im Badezimmerspiegel genauer zu betrachten. Natürlich hatte ich es schon vorher vermutet: da war kein Brad Pitt, der mir entgegensah.

Und neben dieser Feststellung kamen auch die üblichen Fragen wieder: Wer bist du denn eigentlich geworden? Wohin geht deine Reise? Oder anders gefragt: Bist du noch der Mann, der du mit 30 warst? Und was von allem in deinem Leben fühlt sich nach dir an? Kennst du das?

Die Erinnerung an die alten –  nicht an die guten –  Zeiten kam wieder hoch. Wie jeden Tag der volle Kalender an mir gezogen hatte. Projektarbeit und ständige Entscheidungen, gepaart mit Menschen, die ständig irgendetwas von mir wollten!

Zu Hause ging es dann weiter mit Aufgaben, Aufgaben, Aufgaben…

Irgendwo dazwischen war eine weitere, vielleicht die Kernfrage: zwischen Job, Familie und Ich – wer bist du eigentlich?

Meine Identität war eine Art Gerüst, das ich immer wieder neu justieren musste – ein Hinweis darauf, dass sich viele Männer fragen: wer bin ich eigentlich in der Lebensmitte?

Die Entwicklungspsychologie beschreibt diese Lebensmitte übrigens als Drehpunkt mit neuen Aufgaben und Chancen, nicht als Endstation1Lachman, M. E., & Agrigoroaei, S. (2020). Midlife as a pivotal period in the life course: Balancing growth and decline. The Journals of Gerontology: Series B, 75(7), 1451–1453. Genau deshalb fragen sich viele Männer, ob sie mit 40 noch derselbe sind wie mit 30.

Wenn wir genauer hinsehen, dann stellen wir fest, dass die alte Erzählung von der Midlife-Crisis gern Drama verkauft. Die Forschung blickt da viel nüchterner auf diesen Abschnitt. Was wirklich an der Midlife-Erzählung dran ist.

Midlife ohne Drama

Lebensmitte ist Neuordnung, nicht Abstieg. Anpassung, Rollenwechsel und Neubewertung kommen ohne Absturz vor. Männer berichten häufiger von Reife, Verantwortung und Sinn als von Krise.

Denn viele Männer erleben Anpassung, Rollenwechsel und Neubewertung, und das oft ohne Absturz, aber mit Zugewinnen an Reife und Verantwortung2Lachman, M. E. (2015). Mind the gap in the middle: A call to study midlife. Research in Human Development, 12(3–4), 327–334.

Und was bedeutet das für dich im Alltag? Zuerst einmal: Du darfst das Bild von Männlichkeit bewegen, wenn das Leben sich bewegt. Wie ich in THE MANUAL Vol. 1 – Resilienz geschrieben habe:

„Identität ist wie ein Gerüst: stabil genug, um dich zu tragen, und flexibel genug, um sich an neue Lebensumstände anzupassen.“

Dieses Bild wiederholt die Eingangs gestellte Frage: Bist du noch der Mann, der du mit 30 warst – oder hat sich deine Männlichkeit längst verändert?

So definieren Männer ab 40 Männlichkeit neu

Warum Männlichkeit überhaupt neu gedacht wird

Ich erinnere mich noch gut, was Männlichkeit früher hieß: stark sein, Geld nach Hause bringen und durchhalten. Das reicht heute allerdings nicht mehr. Denn das Männlichkeitsbild verschiebt sich: In der Männer-Lebensmitte zählen Sinn, Beziehungen und Gesundheit stärker als irgendwelche Titel.

Männer ab 40 definieren sich zunehmend über Dinge wie Sinn, über die Qualität ihrer Beziehungen und nicht zuletzt auch über ihre Gesundheit. Wie Männerbilder sich ändern.

Internationale Studien zeigen genau diesen Shift – von der reinen Rolle des Versorgers hin zu einem erweiterten Bild, in dem Selbstführung und Verantwortung für das eigene Leben zählen3Maciuszek, J., Polak, M., & Wojciszke, B. (2019). Direct and indirect relationships between life satisfaction and personal values. Frontiers in Psychology, 10, 1207.

Mal ehrlich: Was bedeutet Stärke für dich, wenn du abends die Tür hinter dir schließt? Ist es der Jobtitel? Oder sind es die ruhigen zehn Minuten, in denen du deinem Sohn zuhörst, und zwar ohne aufs Handy zu schauen?

Die psychologische Forschung beschreibt die Lebensmitte als midlife crossroads, das heißt als eine Phase, in der wir uns neu sortieren. Mit Scheitern hat das nichts zu tun. Die Fragen, die wir uns stellen, ändern sich eben.

Konkret könnte es so aussehen, dass du drei feste Gesprächszeiten mit deiner Partnerin/deinem Partner pro Woche fest einplanst. Oder dass du dir jeden Abend eine Cut-off-Zeit für deine Arbeit setzt, damit Handy und Laptop endlich zu bleiben.

Man könnte es auch mal mit einer Selbstführungstechnik versuchen, indem man sich jeden Morgen eine ganz klare Intention für den Tag auf einen Zettel aufschreibt. Die Macht der kleinen Schritte.

Infografik Männlichkeit ab 40 – Wandel von traditionellen Männerrollen hin zu Sinn, Nähe und Gesundheit.

Warum Männer ab 40 zwischen Härte und Nähe balancieren

„Ein Indianer kennt keinen Schmerz!“ Wie oft habe ich die Augen verdreht, wenn ich diesen Spruch gehört habe. Du auch? Bloß keine Schwäche zeigen als Mann, schon in der Jugend. Genau hier beginnt die Lüge von der Härte. Abgrenzung: Härte ist Abschottung nach außen. Stärke ist Tragfähigkeit nach innen. Härte blendet, Stärke bindet.

Wir können von Glück sagen, dass die Forschung in den letzten Jahren den Blick auf dieses Thema verändert hat. Denn Männer, die emotionale Offenheit üben, sind nicht weniger stark – sie sind sogar widerstandsfähiger. Genau das zeigt, warum Stärke ohne Rüstung auskommt.

Das zeigen aktuelle Studien: Je starrer das Männlichkeitsideal, desto geringer die emotionale Kompetenz4Logoz, A., Pfister, R., & Ehlert, U. (2023). How do traditional masculinity ideologies relate to emotional competence? Frontiers in Psychology, 14, 1100114.

Was heißt das im Alltag? Stärke beginnt im Kleinen. Wie die Forschung zeigt, können schon kurze Schreibübungen – egal, ob Journaling oder Dankbarkeitsnotizen – Stress und negative Gefühle reduzieren und die Selbstregulation verbessern5Sohal, A. H., Eldridge, D., & Montgomery, S. (2022). Efficacy of journaling in the management of mental illness: A systematic review. Journal of Psychiatric Research, 146, 238–246 6Fekete, E. M., Gyurak, A., & Seery, M. D. (2022). A brief gratitude writing intervention decreased stress and negative affect. Frontiers in Psychology, 13, 886746. Warum Schreiben Stress senkt.

Auch die WHO betont, dass körperliches Training nicht nur Muskeln formt, sondern gleichzeitig die mentale Resilienz steigert7World Health Organization. (2020). Physical activity. WHO Fact Sheet. 150 Minuten reichen als Basis.

Mann 40 schreibt in sein Notizbuch

Mit Routinen Halt statt Hektik finden

So startest du Journaling ohne Schnickschnack

  1. Hol dir ein schlichtes Notizbuch, eins ohne Schnickschnack. Nimm keine App. Du brauchst nur einen Stift und ein Heft. Das reicht.
  2. Setz dir einen Timer auf drei Minuten. Mehr musst du am Anfang nicht investieren.
  3. Jetzt schreibst du drei Sätze. Einer über das, was dich heute gefreut hat. Einer über etwas, das dich belastet. Und einen Satz über das, was morgen dran ist.
  4. Lies nicht sofort nach. Lass die Sätze stehen. Die Wirkung kommt durch das Abladen, nicht durch Perfektion.
  5. Mach es täglich zur gleichen Zeit. Wer Journaling anfangen will, hält es schlicht: gleiche Zeit, drei Sätze, fertig – das stärkt Resilienz im Alltag. Journaling leicht anfangen.

Drei Mini-Rituale für Nähe und Stärke

Schon kleine Rituale zeigen, was echte Stärke im Alltag wirklich bedeutet. Diese Mini-Rituale halten Nähe wach und machen Stärke leise sichtbar

  • Ritual Nummer 1: Wöchentlicher Check-in mit einem Freund. Kein Smalltalk. Einfach 15 Minuten, ehrlich darüber reden, was gerade drückt. Warum Männerfreundschaften wichtig sind.
  • Ritual Nummer 2: Ein schweres Thema pro Monat. Sprich es an – ob in der Partnerschaft, mit einem Kollegen oder in der Familie.
  • Ritual Nummer 3: Bewegung als Verstärker. Nachweislich baut körperliches Training mentale Spannkraft auf. Wenn es dir schwerfällt, dich im Gespräch zu öffnen, geh davor 20 Minuten zügig spazieren oder trainiere. Der Körper ebnet den Weg für den Kopf.

Versuch es einfach mal! Starte morgen mit 3 Minuten Journaling. Schreib drei Sätze. Beginne klein, dann kannst du groß wirken!

Infografik Journaling für Männer ab 40 - 3-Sätze-Methode

Männlichkeit ab 40: Verantwortung tragen, ohne daran zu zerbrechen

Letztens habe ich gerade mit einem Freund darüber gesprochen: Unsere Eltern werden älter (okay, sie werden ALT) und unsere Kinder immer selbstständiger. Auch im Job öffnen oder schließen sich Türen. Genau an diesem Punkt fragen sich viele Männer: Was tun, wenn dein Job mit 40 nicht mehr passt?

Es verschiebt sich eben einiges, wenn man selbst die Mitte des Lebens erreicht oder sogar schon hinter sich gelassen hat. Genau in dieser Phase wird Verantwortung oft neu verhandelt. Das hat nichts mit dem Druck auf den eigenen Schultern zu tun, sondern mit der inneren Haltung.

Forscher betonen, dass Männer, die ihre Werte klar benennen und danach handeln, ihre Identität und Sinnverbindung stärken8Heim, D. (2019). Value orientations and mental health: A theoretical review. Transcultural Psychiatry, 56(1), 64–77.

Gleichzeitig zeigen Übersichtsarbeiten, dass Werteorientierungen eng mit psychischer Gesundheit verknüpft sind – sowohl auf persönlicher als auch auf kultureller Ebene.

Weitere Studien fanden direkte und indirekte Zusammenhänge zwischen Wertepräferenzen wie Selbststeuerung oder Wohltätigkeit und Lebenszufriedenheit.

Auch bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zeigte sich, dass valued living, also das Handeln im Einklang mit den eigenen Werten, mit einer geringeren Anfälligkeit für Depressionen verbunden ist9Tunç, A., Er, E., & Toprak, F. (2024). The role of value priorities and valued living on depression and anxiety. Personality and Individual Differences, 210, 112146.

Zwei einfache Schritte für den Alltag

Werte definieren macht Entscheidungen leichter. So übernimmt ein Mann Verantwortung, ohne sich zu überladen.

  1. Definiere heute drei Prinzipien. Nimm dir dazu einen ruhigen Moment und schreib drei Begriffe auf, die dich leiten sollen – zum Beispiel Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, Klarheit. Solche Klarheit hilft auch dabei, die Karriere in der Lebensmitte neu zu ordnen.
  2. Ziehe eine rote Linie. Nur du entscheidest, was du nicht mehr tolerierst. Das kann ständiges Arbeiten nach 22 Uhr sein oder das Übergehen deiner Grenzen in einer Beziehung.

Diese Klarheit wirkt. Du musst dazu nicht täglich große Entscheidungen treffen. Es reicht, wenn du deine Prinzipien wie eine kleine Landkarte dabei hast.

Also, probiere es aus! Definiere heute drei Prinzipien, die dich leiten. Schreib sie auf und prüfe eine Entscheidung daran. So wird aus deiner Verantwortung keine Last, sondern etwas viel Besseres: Haltung.

Faktencheck

Selbstwirksamkeit und klare Ziele greifen ineinander und verbessern Leistung sowie Dranbleiben.

Gewohnheiten formen sich durch wiederholtes Verhalten im gleichen Kontext. Kleine Verhaltensanker halten besser als radikale Programme.

Tipp für die Vertiefung
Kopple dein Wochenziel an einen festen Auslöser. Nach dem Abendessen folgt zehn Minuten Aufräumen oder ein kurzer Spaziergang. Der gleichbleibende Kontext beschleunigt die Automatisierung.

Kleine Siege statt großer Klappe

Wenn du so wie ich tickst, dann kennst du den Reflex, alles auf einmal drehen zu wollen. Aber viel wirksamer ist der kleine Hebel, den du jeden Tag bewegst.

Kleine Schritte wirken groß. „Resilienz wächst nicht durch einen großen Wurf, sondern durch kleine, konsequente Schritte, die sich im Alltag summieren.“ Genau das ist der Punkt: Ein erreichbares Mini-Ziel pro Tag, sichtbar dokumentiert, hält dich in Bewegung und baut Momentum auf.

Es gibt Forschungen zu Zielsetzung und Selbstwirksamkeit, die zeigen, dass erreichbare, klare Ziele dein Vertrauen ins eigene Handeln stärken und Leistung stabilisieren (vgl. klassische Goal-Setting-Literatur, z. B. Bandura).

Sicherlich weißt du, dass Gewohnheiten durch Wiederholung in gleichbleibenden Kontexten entstehen. Studien zeigen außerdem, dass sich automatische Routinen über Wochen aufbauen, wenn du ein kleines Verhalten konsequent an dieselbe Situation koppelst.

Das passt zu Übersichtsarbeiten, die einen Small-Changes-Ansatz empfehlen, weil er sich in der Praxis besser bewährt.

Wöchentliches Momentum: eine einfache Checkliste

  • Montag: Setz dir ein erreichbares Ziel für die Woche. Es kann auch klein sein, zum Beispiel drei Abendessen ohne Handy.
  • Mittwoch: Notiere einen sichtbaren Fortschritt. Ein Satz in deinem Journal reicht.
  • Freitag: Rückblick – Was hat dich gestärkt, was war hinderlich. Schon kleine Schritte können ein Karriereschritt ohne Druck sein.

Dein Körper als Basis für Energie und echte Männlichkeit

Männlichkeit zeigt sich nicht im Spiegelbild, wenn du versuchst, deine Brustmuskeln wie früher spielen zu lassen. Der Körper ist eben kein Symbol, er ist eine Ressource. Gesund bleiben statt jung aussehen ist der neue Blick. Wer ihn pflegt, gewinnt neben Energie auch Stabilität und Widerstandskraft.

Die WHO empfiehlt mindestens 150 Minuten moderate Bewegung pro Woche – schon zwei Einheiten à 30 Minuten Kraft- oder Ausdauertraining wirken spürbar auf Herz, Kreislauf und Stimmung (WHO 2020). Das zeigt, dass Gesundheit mit 40 mehr als Aussehen bedeutet – es geht um Energie und Stabilität.

Dazu zeigt aktuelle Forschung, dass körperliche Aktivität depressive Symptome mindern und die Stressregulation verbessern kann. Eine große Meta-Analyse prospektiver Kohorten fand zudem ein deutlich niedrigeres Risiko für spätere Depression bei körperlich aktiven Menschen10Schuch, F. B., Vancampfort, D., Firth, J., Rosenbaum, S., Ward, P. B., Silva, E. S., Hallgren, M., Ponce De Leon, A., Dunn, A. L., Deslandes, A. C., Fleck, M. P., Carvalho, A. F., & Stubbs, B. (2018). Physical activity and incident depression: A meta-analysis of prospective cohort studies. The American Journal of Psychiatry, 175(7), 631–648.

Das bedeutet für dich: Schon regelmäßige Bewegung kann wie ein Schutzfaktor für deine mentale Gesundheit wirken

Drei einfache Fundamente

Wer die Basics achtet, gewinnt einen neuen Blick auf den Körper – Schlaf, Kraft, Ausdauer.

  • Schlaf ist dein Fundament. Versuch dir jede Nacht rund sieben Stunden in einem dunklen, kühlen Raum zu gönnen. Das bringt dir am Ende mehr als jede noch so schlaue Fitnessuhr. Wer seine Schlafroutine verbessern will, beginnt mit fester Zubettgehzeit und kühlem Raum.
  • Krafttraining muss kein High-End-Programm sein. Zwei Einheiten pro Woche mit einfachen Ganzkörperübungen, egal ob Liegestütze, Klimmzüge oder ein paar Gewichte, reichen völlig, um Stabilität aufzubauen.
  • Und dann die Ausdauer. Geh regelmäßig spazieren, fahr eine Runde Rad oder pack dir einen Rucksack auf den Rücken. Wichtig ist nur, dass du in einem Tempo bleibst, bei dem du dich noch unterhalten kannst. Lockeres Tempo im Gesprächsbereich entspricht oft Zone 2 Training und baut Grundlagenausdauer auf. So trainierst du Herz und Kreislauf, ohne dich kaputtzumachen.

Hier ist eine klare Botschaft: Trainiere für Energie, nicht fürs Spiegelbild. „Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper!“ – Hast du bestimmt schon gehört, oder?

Mann 40+ beim Training zuhause

Die 3 häufigsten Fehler – und wie du sie vermeidest

Warum straucheln wir Männer in der Lebensmitte? Liegt es daran, dass uns einfach die Kraft fehlt? Das könnte man vielleicht glauben, aber so ist es in den meisten Fällen gar nicht. Wir stolpern nämlich häufiger über alte Bilder.

Drei typische Fallen

  • Erstens: alte Rollenbilder blind übernehmen. Dieses Bild vom „Versorger, der alles aushält“ klingt vielleicht vertraut, ist aber längst überholt. Denn die Forschung zeigt klar: Solche starren Muster bringen oft mehr Schaden als Halt11Connell, R. W., & Messerschmidt, J. W. (2005). Hegemonic masculinity: Rethinking the concept. Gender & Society, 19(6), 829–859.
  • Zweitens: Härte mit Stärke verwechseln. Nicht wenige Männer glauben immer noch, dass Gefühle unterdrücken ein Zeichen von Männlichkeit sei. Studien belegen aber das Gegenteil – wer dauerhaft Emotionen wegdrückt, wird anfälliger für Stress, Depression und Isolation.
  • Drittens: Männlichkeit nur über Status definieren. Wenn deine Identität vor allem an Titeln, Gehalt oder Statussymbolen hängt, wird es in Übergangsphasen schnell brüchig. Reviews zeigen, dass Stabilität nicht von außen, sondern aus Haltung und innerer Klarheit kommt.

Drei Gegenstrategien  – noch einmal auf den Punkt gebracht

  • Erstens: Offenheit trainieren. Auch wenn es weh tut – such dir einmal pro Woche einen Moment für ein ehrliches Gespräch. Ob es mit deiner Partnerin, einem Freund oder einem Kollegen ist, bleibt dir überlassen. Kein Smalltalk, sondern wirklich sagen, was dich bewegt.
  • Zweitens: Werte bewusst definieren. Erinnere dich an deine Prinzipien, denn sie sind dein Kompass im Alltag. Kleine Entscheidungen daran zu prüfen, gibt dir Orientierung ohne Druck.
  • Drittens: Kleine Abläufe statt großer Versprechen. Lieber ein erreichbares Mini-Ziel pro Tag als ein unrealistisches Jahresprojekt. So bleibt Bewegung drin und du hältst länger durch.

Alltagstipp

Frag dich nicht: „Was denken die anderen?“ Frag dich: „Lebe ich nach meinem Spiegel oder nach meinem Status?“

Fazit: Männlichkeit ab 40 zeigt Haltung

Am Ende zählt also nicht, wie breit deine Schultern wirken oder wie großartig der Titel auf deiner Visitenkarte klingt. Entscheidend ist ganz einfach, ob du Haltung entwickelst.

Es sind nämlich Dinge wie Nähe, Klarheit und Verantwortung, die heute die Marker für Stärke darstellen. Und dazu zeigen Studien zur Lebensmitte, dass Männer, die ihre Werte klären und bewusst handeln, von mehr Sinn und psychischer Stabilität berichten.

Männlichkeit ist kein starres Abziehbild, sondern ein Weg. Ein Weg, der sich mit dir und deinem Leben verändert. Mit den heranwachsenden Kindern und den kurvenreichen Karrierewegen, gebrechlicher werdenden Eltern oder den schrumpfenden Muskeln vor dem Badezimmerspiegel.

Männlichkeit ab 40 zeigt sich in Taten und nicht in Titeln. Sie zeigt sich in Haltung, nicht in Show.

Also, was davon setzt du zuerst um?

Tätowierter Mann ab 40 sitzt lächelnd auf einem Stuhl

Fragen von Männern ab 40

Eine klassische „Midlife-Crisis“ mit Cabrio und neuer Partnerin ist eher ein Klischee. Viel häufiger erleben Männer zwischen 40 und 55 innere Fragen nach Sinn, Rollenwechsel und Identität.

Typische Anzeichen sind Unzufriedenheit im Job, das Gefühl, festzustecken, oder das Bedürfnis nach neuen Impulsen im Leben.

Ab 40 verändert sich der Körper spürbar: Muskelmasse baut sich langsamer auf, Regeneration dauert länger und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt. Auch Hormone wie Testosteron können sinken, was Einfluss auf Energie und Stimmung hat.

Mit regelmäßiger Bewegung, Schlaf und gesunder Ernährung lassen sich diese Effekte abfedern.

Viele Männer finden neue Orientierung, indem sie ihre Werte klar benennen und Routinen aufbauen, die dazu passen.

Wer bewusst prüft, ob Job, Beziehungen und Alltag im Einklang mit diesen Prinzipien stehen, erlebt mehr Sinn und Klarheit. Dabei geht es nicht um radikale Umbrüche, sondern um kleine, konsequente Schritte.

Ja, auch Männer können eine Art „Wechseljahre“ erleben – in der Medizin wird oft von Andropause gesprochen. Dabei spielen hormonelle Veränderungen, insbesondere ein sinkender Testosteronspiegel, eine Rolle.

Typische Folgen können Müdigkeit, Antriebslosigkeit oder reduzierte Libido sein, die sich durch gesunde Lebensführung abmildern lassen.

Mentale Stärke entsteht nicht durch Abhärtung, sondern durch Resilienz. Journaling, Dankbarkeitsübungen oder offene Gespräche mit Freunden helfen, Emotionen zu verarbeiten und Stress abzubauen.

In Kombination mit körperlicher Aktivität entsteht ein stabiler Schutzfaktor für die Psyche.

Wenn Männer nur an traditionellen Bildern wie „Versorger“ oder „alles aushalten“ festhalten, geraten sie oft in innere Konflikte. Der Ausweg liegt darin, bewusst neue Rollen zuzulassen – als Partner, Vater oder Mentor.

Kleine Schritte, etwa feste Gesprächszeiten oder klare Grenzen im Job, schaffen spürbar neue Freiheit.

Es sind vor allem die kleinen Routinen, die langfristig wirken: regelmäßige Bewegung, ein ehrliches Gespräch pro Woche oder drei Minuten Journaling am Tag. Solche Gewohnheiten bauen Selbstvertrauen und innere Stärke auf, ohne dass man sein Leben von heute auf morgen umkrempeln muss.

Über Wochen und Monate entstehen daraus neue Muster, die tragen.

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Der wöchentliche Brief

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Quellenangabe

  • 1
    Lachman, M. E., & Agrigoroaei, S. (2020). Midlife as a pivotal period in the life course: Balancing growth and decline. The Journals of Gerontology: Series B, 75(7), 1451–1453
  • 2
    Lachman, M. E. (2015). Mind the gap in the middle: A call to study midlife. Research in Human Development, 12(3–4), 327–334
  • 3
    Maciuszek, J., Polak, M., & Wojciszke, B. (2019). Direct and indirect relationships between life satisfaction and personal values. Frontiers in Psychology, 10, 1207
  • 4
    Logoz, A., Pfister, R., & Ehlert, U. (2023). How do traditional masculinity ideologies relate to emotional competence? Frontiers in Psychology, 14, 1100114
  • 5
    Sohal, A. H., Eldridge, D., & Montgomery, S. (2022). Efficacy of journaling in the management of mental illness: A systematic review. Journal of Psychiatric Research, 146, 238–246
  • 6
    Fekete, E. M., Gyurak, A., & Seery, M. D. (2022). A brief gratitude writing intervention decreased stress and negative affect. Frontiers in Psychology, 13, 886746
  • 7
    World Health Organization. (2020). Physical activity. WHO Fact Sheet
  • 8
    Heim, D. (2019). Value orientations and mental health: A theoretical review. Transcultural Psychiatry, 56(1), 64–77
  • 9
    Tunç, A., Er, E., & Toprak, F. (2024). The role of value priorities and valued living on depression and anxiety. Personality and Individual Differences, 210, 112146
  • 10
    Schuch, F. B., Vancampfort, D., Firth, J., Rosenbaum, S., Ward, P. B., Silva, E. S., Hallgren, M., Ponce De Leon, A., Dunn, A. L., Deslandes, A. C., Fleck, M. P., Carvalho, A. F., & Stubbs, B. (2018). Physical activity and incident depression: A meta-analysis of prospective cohort studies. The American Journal of Psychiatry, 175(7), 631–648
  • 11
    Connell, R. W., & Messerschmidt, J. W. (2005). Hegemonic masculinity: Rethinking the concept. Gender & Society, 19(6), 829–859
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